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Samstag, 18. Juni 2016

Asperger und das Aufgeben

In der Schweiz ist eine Debatte im Gange die mich nicht erstaunt. Es geht darum, das man erst ab 30 Jahren das Recht auf Invaldenunterstützung haben soll. Nun, ich denke, dass diese Diskussion zu recht geführt wird. Denn es kann ja nicht sein, dass einfach alle die nicht arbeiten wollen, bei der IV landen.
Was mich aber mehr erstaunt hat, sind die Kommentare dazu. Denn sie alle rechtfertigen sich, wieso sie ein Recht auf IV haben. Eine Begründung ist, das sie mit so einem Druck nicht umgehen können. Das sie eine schwere Kindheit hatten. Und so weiter. Ich frage mich also, was ich den falsch mache. Ich meine, ich habe auch Anrecht auf IV und Unterstützung. Könnte wenn ich wollte. Aber ich will nicht. Denn ich will meinen Beitrag leisten. So gut ich kann. Will nicht abhängig sein. Nur weil ich mal eben ein Problem hatte. Burn-Out. Asperger. ADS. Nein, ich will das mit der IV nicht.
Nur leider denken immer weniger Menschen so. Die die ich Oben beschrieben habe, sind NT. Auch sie scheinen immer mal wieder was zu haben. Ein guter Grund ist die Depression. Das reicht in ihren Augen, das sie ein Recht auf IV haben. Ich hatte auch mal eine Depression. Aber die kann man überwinden. Es braucht eben nur Zeit. Und noch was. Den Willen dazu. Ich wollte mich nicht in meinem eigenen Elend suhlen. Wollte wieder ein Teil der Gesellschaft sein. Arbeiten. Leben.
Wieso wollen das so viele junge Menschen heute nicht mehr? Ich verstehe das nicht. Aber, ich verurteile niemanden dafür. Es geht mir viel mehr darum, darüber nachzudenken. Über sich. Aber auch über die Gesellschaft. Denn so was kostet sehr viel Geld. Einfach weil man aufgibt. Das, bevor das Leben so richtig beginnt. Aber schlussendlich ist das jedem seine eigenen Sache. Nur, wir als Gesellschaft müssen dafür bezahlen.
Ich lasse mir lieber am Ende des Monats meinen Lohn bezahlen. Das ist besser, als die Gesellschaft dafür bezahlen zu lassen.
Zumal ich nicht wüsste, was ich den ganzen Tag tun sollte. Ich hatte so was auch mal erlebt. Aber mit der Zeit wurde das Leben einfach öde. Ich wollte wieder raus. Arbeiten. Eine Beziehung haben. Leben. Das war das Ende der Depression. Das Ende des Leiden. Das Ende vom ich bin ein Armer und komme in der Welt nicht zu recht. Diesen Willen braucht es eben.
Nur, ich sehe, das dieser Wille viele heute fehlt. Wieso auch immer. Es ist nicht an mir die Ursache zu finden. Aber ich denke, man sollte sich mehr Gedanken zu sich und seinem eigenen Leben machen. Sich bewusst für das Leben entscheiden und nicht einfach aufgeben. Das jedenfalls ist meine Philosophie.
Ich weiss das das mit der IV ein sehr schwieriges Thema ist. Denn für die NT sind immer die anderen schuld. Sie sehen nicht ein, wieso auch sie was leisten sollten. Oder aber, das auch sie Schuld tragen. Die Debatte wird im Nichts verlaufen. Denn das System so wie es ist, kann nicht einfach geändert werden.
Was ich aber immer wieder erlebe, sind Autisten, die wollen. Die arbeiten. Die Leben. Auch mit der Unterstützung der IV. Sicher. Aber sie verdienen eine grossen Teil ihres Geldes selber. Das ist für mich ein Modell das Bestand hat. Denn viele brauchen Unterstützung. Diese sollte ihnen auch nicht verwehrt sein. Das wäre nicht fair. Dabei sollte das Alter keine Rolle spielen. Den es kann auch passieren, das jemand plötzlich gar keine Unterstützung der IV mehr braucht. Das ist dann ein grosser Gewinn für beide.
Auch ist es schwierig diese Diskussion zu führen. Denn die Fronten selber sind verhärtet. Die einen denken, es sei ihr Recht das sie alles bezahlt kriegen, die anderen finden, die sollen nicht so tun. Ich denke, das Beides nicht zum Ziel führt, sondern der mittlere Weg gefunden werden muss. Das Unterstützung kriegen soll, wer sie braucht, aber das man auch breit ist so viel man kann selber zu leisten. Das Wichtigste was ich in meinem Leben gelernt habe, ist, nie aufgeben. Es gibt immer eine Möglichkeit. Auch wenn die Situation noch so ausweglos ist. Immer geht es weiter. Ich musste auch lernen, dass ich nicht alles alleine tun muss. Das ich mich auf der Hilfe anderer anvertrauen darf und soll. Nicht einfach aufgeben. Ja, das führte dazu, dass ich heute ein eigenständiges normales Leben leben kann. Mit allem was dazugehört. Klar, es ist nicht immer einfach, aber ich denke, das gehört eben dazu. Wem geht es schon immer gut? Keinem. Wer lebt einfach wunschlos glücklich. Sicher auch keiner. Also bedeutet das doch, dass das Leben nichts anderes als eine Herausforderung ist, die man annehmen soll. Mit Dankbarkeit und dem Willen, sein Bestes zu geben. Mit oder ohne Unterstützung. Nur eines nicht. Aufgeben.
Für mich ist die Diagnose der Startschuss in eine neues Leben gewesen. Ich hätte es auch anders haben könne. Hätte sagen können, das es das war. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte trotz meiner Behinderung so normal wie möglich leben. Wollte so gut ich kann meinen eigenen Weg gehen. Die kann ich dank der wunderbaren Unterstützung meiner geliebten Frau. Aber auch dank meiner Familie und den Menschen mit denen ich arbeite. Das alles zusammen ermöglich mir ein besseres Leben als vor der Diagnose. Da wusste ich im Vieles nicht. Heute kann ich dank der Diagnose bewusste leben. Ja, das Leben geniessen. Was früher nie der Fall war. Insofern hat es sich gelohnt, das ich nicht aufgeben habe, sondern weitergekämpft habe. Auch wenn dieser Kampf nie zu Ende sein wird, so lohnt es sich doch, ihn zu führen. Einfach der Unabhängigkeit wegen. Der Selbstbestimmung wegen. Und auch um zu zeigen, das man trotz Asperger ein normales Leben führen kann.

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